Großmutter: Mona Polacca | Hopi/Havasupai/Tewa, Arizona/USA
Großmutter Mona gehört den Indianerstämmen an, die entlang des Colorado River in Parker im US-Bundesstaat Arizona leben. Mütterlicherseits stammt sie von den Havasupai, den Menschen des türkisblauen Wassers, ab, die ihren Ursprung in der Grand Canyon-Region haben. Ihr Vater ist Hopi-Tewa-Indianer der ersten Mesa in Nord-Arizona. Sie gehört auch dem Sonnen- und dem Tabak-Klan an. Ihr Nachname „Polacca“, den sie von ihrem Großvater väterlicherseits bekommen hat, bedeutet in der Sprache der Hopi „Schmetterling“. In den Legenden der Hopi ist der Schmetterling ein Symbol für die spirituelle Transformation. Mona erlernte die indianischen Traditionen von ihrer Großmutter väterlicherseits, die hundertzwei Jahre alt wurde. Doch lernte sie nie die Mutter ihrer Mutter kennen, die eine Havasupai war. Sie hat nur ein Foto von ihr, das über ihrer Haustür hängt und obwohl Mona sie nie getroffen hat, verspürt sie eine starke Bindung zu ihr. Großmutter Monas Großvater und Ur-Großvater mütterlicherseits waren Häuptlinge der Havasupai-Nation. Für Großmutter Mona sind Gebete und die Gebete ihrer Ahnen von großer Bedeutung. Die Weisheit, die sie allerorts verbreitet, hat sie von ihrer Mutter. Da ihre Arbeit sie an viele Orte der Erde führt, wählt Großmutter Mona, dem Rat ihrer Mutter folgend, ihre Worte sehr vorsichtig und überlegt sich gut, wie sie handelt. Ihre Reisen unternimmt sie zu Ehren ihrer Mutter, da diese nie die Möglichkeit dazu hatte. Seit fast dreißig Jahren arbeitet Großmutter Mona in der Suchtleitung und –prävention. Während der frühen siebziger Jahre, als die ersten staatliche geförderten Sozialprogramme zur Hilfe der amerikanischen Ureinwohner in den Reservaten ins Leben gerufen wurden, bestand der Großteil von Großmutter Monas Arbeit in der Prävention von Alkoholismus und Drogensucht bei Jugendlichen. Viele Stämme holten sich den Rat von Experten außerhalb des Stammes ein und Mona stellte sich die Frage, ob diese wirklich erforderlich waren, da alle Ressourcen auch innerhalb des jeweiligen Stammes zu finden waren. So wurde sie damit beauftragt, Programme zur Suchtprävention der Jugend zu konzipieren. Mona organisierte Konferenzen für Jugendliche, die im Frühling und im Winter abgehalten wurden und bei denen Stammesältere zu den Jungen über das Leben und die Tradition sprachen. Die Jugendlichen lauschten den wunderbar vorgetragenen Liedern der Alten, lernten die traditionellen Spiele, die ihnen ein Gefühl von Identität, Sinn und Orientierung vermittelten. Eine Feuerstelle wurde errichtet, an der Zeremonien abgehalten und Gebete vorgetragen wurden. Die Jugendlichen begannen sich für die Konferenzen zu engagieren. Manche kochten und alle aßen sie zusammen, da die Nahrungsaufnahme, die Geist und Körper nährt, von den Indianern als heiliges Ritual des Lebens verstanden wird. Wenn schwere Alkoholiker ihre Sucht besiegen und entscheiden, produktive Menschen zu werden, deren Leben lebenswert ist, ist dies das schönste Geschenk für Großmutter Mona. Sie beobachtet dann, wie die gesamte Gemeinde von dieser Heilung profitiert, vor allem dann, wenn ein Geheilter seine neu gewonnene Kraft nutzt, um anderen zu helfen. Großmutter Mona hat das Suchtverhalten in vielen Studien untersucht. Eine ergab, dass die Hauptmotivation für indianische Frauen, ihre Sucht zu bekämpfen, die Angst davor ist, die Fürsorge für ihre Kinder zu verlieren. Heute lebt Großmutter Mona in Arizona und hat einen Sohn, zwei Töchter und sieben Enkel. Sie arbeitet gerade an ihrem Ph.D. (wissenschaftlicher Doktorgrad) am Institut für Interdisziplinäre Rechtswissenschaften der Arizona State University. Großmutter Mona begrüßte die Mitglieder des Rates als „schöne Verwandte dieser Welt“ und erklärte ihnen, dass es Brauch der Hopi ist, Vertretern eines anderen Stammes bei einer Begegnung die offene Hand entgegenzustrecken, als Zeichen dafür, dass man in Frieden kommt.